2015-01-Hockenheim-0303 - page 2

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im fokus
Impressum
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
in einer Zeit, in der jeder das Seine
zum Gelingen der Energiewende
beitragen muss, trifft dies für
einen Energieversorger in beson-
ders hohem Maße zu. Ein großer
Schritt auf diesem Weg ist das von
uns entwickelte Nahwärmekon-
zept, das ein neues Blockheiz-
kraftwerk (BHKW) zur künftigen
Versorgung von Schulzentrum und
Privathäusern vorsieht. Die gleich-
zeitige Erzeugung von Strom und
Wärme ist besonders effizient und
schont aufgrund geringerer CO
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Emissionen im Vergleich zur her-
kömmlichen Erzeugung die Um-
welt. Dies ist für uns ein guter
Grund, in ein Nahwärmenetz zu
investieren. Wir freuen uns bereits
darauf, Ihnen im Jahr 2016
Nahwärme anbieten zu können.
Martina Schleicher Erhard Metzler
deltajournal – Kundenzeitschrift
der Stadtwerke Hockenheim
Obere Hauptstraße 8, 68766 Hockenheim,
Telefon: 06205/2855513
Lokalteil Hockenheim:
Martina Schleicher (verantwortlich) und
Erhard Metzler
Verlag:
trurnit Stuttgart GmbH,
Curiestraße 5, 70563 Stuttgart
Redaktion: Marion Janz,
Telefon: 07 11/25 35 90-0, Fax: 07 11/25 35 90-28,
Druck: hofmann infocom, Nürnberg
Die Werkleitung
der Stadtwerke
Hockenheim:
Martina
Schleicher und
Erhard Metzler
In Deutschland wird so viel Strom aus
Braunkohle produziert wie zu Zeiten
der Wiedervereinigung. Energie­
experte Lars-Arvid Brischke erklärt
die Gründe.
Warum wird derzeit so viel Kohlestrom
produziert wie seit 1990 nicht mehr?
Brischke:
Nach Fukushima gingen acht
Atommeiler vom Netz. Die entstandene Lü-
cke bei der Stromerzeugung wurde teilweise
mit Strom aus Braunkohle geschlossen.
Denn es kommt zur Deckung des Strombe-
darfs immer zuerst das Kraftwerk zum Ein-
satz, bei dem die Kosten am geringsten sind.
Erst wenn diese den Bedarf nicht mehr de-
cken, laufen teurer arbeitende Kraftwerke
an. Und aus Braunkohle kann Strom mit am
kostengünstigsten produziert werden.
Ist Braunkohle als sogenannte Brücken-
technologie notwendig?
Brischke:
Bei der Stromerzeugung liegt der
Anteil der Erneuerbaren momentan um die
25 Prozent. Auf die Kernkraft entfallen etwa
15 Prozent. Da müssen zwangsläufig weitere
Energieträger zum Einsatz kommen. Erdgas
setzt bei seiner Verbrennung deutlich weni-
ger klimaschädliches CO
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frei, aber Gaskraft-
werke sind im Betrieb teurer. Wie der Ukra-
ine-Konflikt zeigt, sollten wir uns auch nicht
auf nur einen Energieträger verlassen. Das
heißt, wir brauchen die heimische Braun-
kohle. Allerdings dürfen wir auf keinen Fall
dauerhaft auf sie setzen. Es müssen wirt-
schaftliche und politische Hebel gefunden
werden, um den Kohlestromanteil in den
kommenden 10 bis 20 Jahren zu verringern.
Gibt es eine Möglichkeit, „sauberen“
Strom aus Kohle zu produzieren?
Brischke:
Die Schadstoffe bei der Strompro-
duktion wurden schon massiv reduziert.
Trotzdem ist und bleibt Kohle aus Sicht des
Klimaschutzes der schlechteste Energie-
träger. Bei der Stromerzeugung aus Braun-
kohle wird im Vergleich zu Erdgas bis zu
dreimal so viel Klimagas CO
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freigesetzt.
Wie lässt es sich verhindern, dass Braun-
kohle langfristig genutzt wird?
Brischke:
Braunkohle darf nicht mehr ren-
tabel sein. Ein Instrument, um den Preis für
Kohlestrom zu verteuern, ist der EU-Emissi-
onshandel. Allerdings sind die Preise für
Verschmutzungszertifikate zu niedrig. Und
das, obwohl die EU mit dem Zurückhalten
von Zertifikaten schon versucht hat, den
Handel zu stärken. Die Klimaschutzstrategie
sieht bis 2020 eine Reduktion der Emissi-
onen von 40 Prozent und bis 2050 von 80 bis
95 Prozent gegenüber 1990 vor. Es gibt also
einen Fahrplan für die Verringerung der
Emissionen und damit des Kohlestroms – er
müsste nur konsequent eingehalten werden.
Sind Anlagen zur Produktion von erneuer-
barer Energie überhaupt noch rentabel?
Brischke:
Mit der Braunkohle können die Er-
neuerbaren noch nicht mithalten, auch
wenn nach hohen Anfangsinvestitionen die
Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien
stetig sinken. Gesamtwirtschaftlich rechnen
sich die Erneuerbaren im Moment nur, wenn
man die externen Kosten mit einbezieht.
Wer für die kommenden 30 Jahre die Folgen
der Umweltverschmutzung durch Braunkoh-
le einrechnet, stellt fest, dass erneuerbare
Energie jetzt schon rentabel ist.
„Nicht dauerhaft auf
Kohle setzen“
Dr.-Ing. Lars-Arvid
Brischke arbeitet beim
Institut für Energie-
und Umweltforschung
Heidelberg (ifeu)
und ist Experte für
erneuerbare Energien,
Suffizienz, Strom­
effizienz, energiepo-
litische Instrumente
und nachhaltige
Energiesysteme.
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